Im Team Lebensräume gestalten.

Renaturierung muss landschaftstypisch sein und sich in die umliegende Natur eingliedern. Die Planung dafür beginnt schon lange vor dem Abbau von Kies und Sand.

Hülskens-Projektingenieur Joel Huckels im Interview.

Was bedeutet Renaturierung eigentlich genau?

Joel Huckels Wir bei Hülskens verstehen darunter eine Abgrabung für Kies und Sand nach der Gewinnung der Rohstoffe wieder in einen Zustand für eine entsprechende „Nachnutzung“ zu versetzen. Ideen und Konzepte zur Nachnutzung und damit auch zum Erscheinungsbild werden schon bei der Planung der Abgrabung – übrigens auch im Dialog mit Kommunen, Bürgern und beispielsweise Naturschutzorganisationen – erarbeitet. Das Renaturierungskonzept steht in jedem Fall schon fest bevor überhaupt eine Abgrabung beginnen kann. Sehr häufig geht es dabei um die Frage, ob der Standort später eine primäre Naturschutzfläche sein soll, oder für den Tourismus und die Naherholung genutzt werden soll. Wichtig dabei sind auch Aspekte der Landschaftsplanung und -gestaltung. Renaturierung ist also weit mehr, als einen Baggersee zu hinterlassen und ein paar Bäume zu pflanzen. Es geht darum einen Lebensraum zu schaffen von dem Tier und Mensch etwas haben. 

Wer plant die Renaturierung?

JH Früher haben wir solchen Planungen und Konzepte auch durchaus selbst übernommen, mittlerweile arbeiten wir aber mit externen Experten zusammen. Die entsprechenden Planungsbüros analysieren vorher den Tier- und Pflanzenbestand der Abgrabungsfläche, beurteilen genau, welche Auswirkungen die Erstellung eines Gewässers haben wird und welche Ausgleichsmaßnahmen getroffen werden müssen. Zudem haben die das nötige Know-how, um die Kartierungen entsprechend durchzuführen. Ein Beispiel: Der Steinkauz ist auf einer geplanten Abgrabungsfläche heimisch. Wir müssen also mit den Experten zusammen herausfinden, wie viele Brutpaare auf der Fläche leben und wo wir diesen Vögeln eine Ersatzfläche bieten können. Diese Ersatzflächen richten wir entweder für die Vögel her oder es gibt bereits vorhandene Flächen, die sich für diesen Ausgleich eignen. So ein Ausgleich beschränkt sich – im Gegensatz zur Renaturierung an sich – also nicht nur auf die Abgrabungsfläche selbst.

Renaturierung ist also Teamarbeit?

JH Ja, genau. Wenn wir eine Fläche renaturieren, geschieht das immer im Hinblick auf die individuellen Gegebenheiten vor Ort. Hierzu sprechen wir uns selbstverständlich auch mit Biostationen und Naturschutzbehörden ab und versuchen ganz gezielt, die Tierwelt und Pflanzenwelt in eine bestimmte Richtung zu bringen. Renaturierung muss landschaftstypisch sein und sich in die umliegende Natur eingliedern. Wie ist bzw. war die Situation vor Beginn der Rohstoffgewinnung? Welche Tiere sind ansässig, welche Tierwelt erwarten wir? Welche Tierwelt wollen wir vielleicht wieder etablieren? Das können und wollen wir nicht alleine leisten und entscheiden. Mit Hilfe unterschiedlicher Fachleute kommen wir also für jeden einzelnen Standort Stück für Stück zu einem schlüssigen Konzept, was dann auch von den entsprechenden Fachstellen für gut befunden wird.

Können Sie sichtbare Beispiele für solche Renaturierungs-Projekte nennen?

JH Klar. Der Lippe-Mündungsraum ist ein gelungenes Beispiel für die Renaturierung als Naturschutzfläche. Das Areal soll, ökologisch aufgewertet, von Menschen weitgehend unberührt sich selbst überlassen werden, was hervorragend gelingt. Hier haben sich sehr viele Tiere und Pflanzenarten angesiedelt. In Rees gibt es drei Seen, die direkt nebeneinander liegen. Den See Reckerfeld verfüllen wir derzeit, dann noch den Roosenhofsee und den Grindsee, der aktuell von Angelvereinen genutzt wird. Hier wird ein naturbezogenes Konzept verfolgte. Beispiele für die Renaturierung als Naherholungsgebiete sind der Auesee in Wesel, aber vor allem die Xantener Nord- und Südsee, mit einem umfangreichen Freizeitangebot sowie auch die 6-Seen-Platte in Duisburg. Darüber hinaus gibt es Flächen und ehemalig Kiesstandorte, die man nicht mehr als solche erkennt. Es gibt einige Seen, von denen viele Menschen nicht wissen, wie sie eigentlich entstanden sind. Hier sieht man nicht, dass wir da waren. Das sind Beispiele, wo die Renaturierung optimal funktioniert hat. 

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